Protestler suchten die Diskussion

Bundeswehrtag Kritik an Militär und Politik

Von unserem Redakteur Peter Bleyer Rheinpfalz 16.6.2018

Baumholder. Zur selben Zeit, als der Tag der Bundeswehr mit zahlreichen Angeboten rund 8000 Besucher ins Lager Aulenbach lockte, formierte sich auf dem Markplatz eine Gruppe, die gegen diese Veranstaltung friedlich protestierte. Es war eine von vielen Gegenmaßnahmen, die bundesweit organisiert wurden, um mit den Bürgern kritisch über die Bundeswehr zu diskutieren und Fragen in den Raum zu stellen. Markus Pflüger von der Arbeitsgemeinschaft Frieden Trier, der in Baumholder anwesend war, spricht von guten und kontroversen Unterhaltungen – zwischen 100 und 150 Leute hätten das Angebot wahrgenommen. Organisiert wurde die Aktion unter anderem von Pax Christi Saar, Friedensnetz Saar und der Deutschen
Friedensgesellschaft.
Mit der Resonanz insgesamt sei er mittelmäßig zufrieden, erklärt Pflüger auf NZ-Nachfrage. „Das Problem war, dass wir diejenigen, die direkt zum Tag der Bundeswehr gefahren sind, gar nicht erreichen konnten.“ Nichtsdestotrotz sei man einerseits auf Zustimmung gestoßen, andererseits habe man viele Anwohner mit Diskussionsbedarf getroffen. „Oft ging es um die Bundeswehr als Arbeitgeber“, sagt der Friedensaktivist.
Er gibt zu bedenken, ob es nicht auch zivile Möglichkeiten der Beschäftigungen gebe und ob es sinnvoll sei, eine solch einseitige Abhängigkeit aufrechtzuerhalten, wie sie zwischen Militär und der Region bestehe. „Wenn sich die Situation mal ändert, kann sich das schnell rächen“, prognostiziert er. Die Kritik der Friedensbewegungen am Tag der Bundeswehr fasst er so zusammen: „Die Bundeswehr wirbt mit solchen Veran staltungen, um ihr Image aufzupolieren und Jugendliche zu rekrutieren“, sagt er. „Das ist fragwürdig.“

Soldat sei kein normaler Beruf, er könne drastische Folgen wie Traumata mit sich bringen, etwa bei Einsätzen in  Kriegsgebieten. Auch wenn längst nicht jeder, dessen Arbeitgeber das Militär ist, eine Waffe in der Hand hält, „ist jeder ein Rädchen im Getriebe der Maschinerie“, fügt er hinzu. Ein Hauptproblem sieht Markus Pflüger aber in der Politik. „Die Verantwortlichen verschleiern die wahren Ziele, die mit Einsätzen der Bundeswehr verfolgt werden“, meint er. „Dabei geht es vordergründig um Ressourcengewinnung und Macht.“ Deshalb sei eine Forderung der Friedensbewegungen, keine weiteren Auslandseinsätze zu initiieren und eine globale Abrüstung herbeizuführen. „Die kriegerischen Probleme sind größten-
teils hausgemacht, etwa durch Waffenexporte“, betont er. Deshalb erachtet er eine Institution zur Staatsverteidigung zurzeit nicht als notwendig. Aufgaben wie Terrorismusbekämpfung könnte die Polizei besser übernehmen.
Statt zu versuchen, mit Krieg Konflikte zu lösen, solle man vielmehr in Friedensforschung investieren. „Es gibt da durchaus An-
sätze, aber die Politik will sie nicht hören“, kritisiert er. Die Vision einer friedlichen Welt sei etwas, wofür man sich einsetzen sollte.